Kapellen

Lorenzkapelle

Lorenzkapelle in Epfach

Die Lorenzkapelle, malerisch am Waldrand gelegen, ist ein schlichter, aber gleichwohl stattlicher Bau, der wahrscheinlich von dem Denklinger Maurermeister Stephan Socher im Auftrag des Klosters Steingaden im Jahr 1751 errichtet oder zumindest umfassend erweitert und erneuert wurde.

Lorenzkapelle - Epfach (Westfassade)

Die den Besucher empfangende, verhältnismäßig reich gegliederte Westfassade ist mit einer Art Triumphbogenmotiv ausgezeichnet. Die beiden in Teilen polychrom bemalten Seitenaltäre im Stil der heimischen Spätrenaissance – der rechte ist mit 1626 datiert – zählen zu den ältesten im Landkreis Landsberg.

Wie volkstümliche Votivbilder belegen, bestand im 18. und 19. Jahrhundert auf dem Lorenzberg eine kleine Wallfahrt zu dem Geiselchristus im rechten Seitenaltar, eine barocke Nachbildung des Wieschristus.

Zur ursprünglichen Kapellenausstattung gehören auch die spätgotischen Skulpturen der Heiligen Stephanus und Laurentius, die volkstümlich barocken Figuren des hl. Otmars und des hl. Leonhard, sowie die qualitätvolle, hochbarocke Bildschnitzerarbeit des hl. Wikterps, die Ambrosius Degler im ausgehenden 17. Jahrhundert zugeschrieben wurde. Aus Sicherheitsgründen wurden die Skulpturen 1982 aus der abgelegenen Kapelle in die Pfarrkirche gebracht.

 

Die alte Kapelle und ihre Ausstattung

Auf dem Lorenzberg wurden Reste eines rechteckigen Steinbaus ergraben, der aufgrund von Münzfunden in die Zeit um 370 datiert und als christlicher Sakralbau mit Altarraum und zwei seitlichen Nebenräumen gedeutet wird. Bei zutreffender Interpretation würde es sich um den frühesten christlichen Kultbau nördlich der Alpen handeln. Eine Kultkontinuität bis in mittelalterliche Zeit bestanden jedoch sicherlich nicht.

Im 6. und 7. Jahrhundert diente der Lorenzberg als Bestattungsplatz, doch gibt es keine Hinweise darauf, ob der spätrömische Steinbau als Friedhofskirche nach fränkischem oder langobardischem Vorbild gedient haben könnte. Für das 8. Jahrhundert fanden sich Spuren einer Besiedlung auf dem Lorenzberg, nachdem das Friedhofsareal aufgelassen wurde. Erst nach dem 8. Jahrhundert wurde dort zu einem nicht näher zu bestimmenden Zeitpunkt eine rechteckige Saalkirche errichtet, vielleicht als Holzkonstruktion über einem Steinsockel, für die zum Teil auch Abbruchmaterial aus dem spätrömischen Gebäude verwendet worden war. Bei diesem Bau handelte es sich sicherlich um die in der Vita der hl. Herluka des Paul von Bernried (erste Hälfte 12. Jahrhundert) für die Jahre um 1100 literarisch bezeugte Lorenzkapelle. Es spricht vieles dafür, auch das Patrozinium, dass sie bald nach der Lechfeldschlacht von 955 vielleicht als Votivkirche errichtet wurde.

 

Die kleine Vorgängerkapelle

Diese Kirche wurde wiederum zu einem unbekannten Zeitpunkt abgebrochen und durch einen deutlich kleineren Neubau mit Apsis ersetzt. Eine ungefähre Vorstellung vom Aussehen dieses Vorgängerbaus der heutigen Kapelle vermittelt die Darstellungen des Bischofs Wikterp auf dem Gemälde in der Pfarrkirche: danach handelte es sich um einen rechteckigen Bau mit drei Fensterachsen, einem rundbogigen Eingang auf der Südseite und einem Dachreiter im Osten. Von diesem Kirchlein ist ferner bekannt, dass es zwei in Augsburg 1496 und 1700 gefertigte Glocken besaß. Von der Ausstattung wurden einige Stücke in den barocken Bau und in jüngster Zeit in die Pfarrkirche übernommen und blieben deshalb erhalten. Gleichwohl ist ihr ursprünglicher Aufstellungsort und Zusammenhang nicht mehr bekannt.

Die spätgotischen Schnitzfiguren des hl. Stephanus und Laurentius sowie die etwa um 1700 entstandenen Holzskulpturen des hl. Ottmar und hl. Leonhard, die heute im Chor der Pfarrkirche aufgestellt sind, schmückten vor 1982 die beiden Seitenaltäre. Im Schrein des nördlichen Seitenaltars stand bis zu diesem Zeitpunkt die qualtitätvolle, hochbarocke Skulptur des hl. Wikterp, die deutlich aus den überwiegend volkstümlichen Arbeiten herausragt. Sie wurde von W. Neu dem Weilheimer Bildschnitzer Ambrosius Degler zugeschrieben, eine Zuweisung, die nach gegenwärtigem Kenntnisstand weder zweifelsfrei befürwortet noch abgelehnt werden kann. Denn Tätigkeit und Stilmerkmale von Ambrosius Degler sind noch weniger als diejenigen seines bekannteren Vaters David Degler erforscht. Eine enge stilistische Verwandtschaft besteht zu den Seitenaltarfiguren in der Filialkirche St. Wolfgang zu Thaining, die Neu ebenfalls Ambrosius Degler nach stilkritischen Kriterien zuwies. Einzig die für A. Degler 1676 archivalisch gesicherten Skulpturen des Hochaltars in der Kirche St. Ulrich in Holzhausen (Ammersee) sind ausführlicher publiziert.

Die beiden Seitenaltäre sind die wertvollsten, sich noch in situ befindlichen Ausstattungsstücke und gehören zu den ältesten Altarbauten im Landkreis Landsberg. Der rechte ist auf der Predella in einer Stifterinschrift datiert, nach der Jörg und Margarethe Welz im Jahr 1626 diesen Altar haben fertigen lassen, der linke ist ebenfalls in dieser Zeit entstanden. Die klar gegliederten, straffen Altaraufbauten mit ihrer strengen Vertikalbewegung schöpfen mit den kannelierten Säulen, gesprengten Giebeln, kräftigen Voluten und Pyramidenaufsätzen aus der vielseitigen Formenwelt der Spätrenaissance, verweisen aber mit den Malereien in der Predellenzone auch noch auf die Nachwirkung gotischer Flügelaltäre.

 

Der Neubau von 1751

Zum Neu- oder Erweiterungsbau der Kapelle im Jahr 1751 liegen keinerlei Archivalien vor. Das Datum wird in der Literatur seit wenigstens 1969 kolportiert. Gleichwohl müssen noch vor einigen Jahren schriftliche Quellen existiert haben, denn Wilhelm Neu beruft sich 1986 auf eine „archivalische Entdeckung“, in der der Denklinger Maurermeister Stephan Socher als Baumeister der Kapelle genannt wird. In den Visitationsprotokollen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert wird überliefert, dass das Kloster Steingaden 1750 die Kapelle umbauen ließ. Es hat den Anschein, dass es sich damals um einen Neubau unter weitgehender Wiederverwendung der südlichen und westlichen Umfassungsmauer oder zumindest ihrer Fundamente handelte, da die älteren Mauerzüge des Vorgängerbaus unter der Süd- und Westmauer des heutigen liegen.

Stephan Socher ist als Baumeister mehrerer Kirchen in der Region bekannt. 1740 hatte er die Pfarrkirche in Leeder errichtet, 1748 diejenige in Unterigling sowie 1741 die Kirche in Hohenfurch und St. Stephan bei Denklingen umgestaltet. 1764 reichte er Pläne und Risse für den Neubau der Pfarrkirche in Denklingen ein, wobei den Entwürfen Franz Kleinhans der Vorzug gegeben, aber Socher als Palier eingestellt wurde. Mit der Kirche in Unterigling sind bei St. Lorenz v.a. die geschweiften Dreipassfenster und die Ausbildug der Westfassade als Hauptschauseite gut vergleichbar.

 

Restaurierung im 19. und 20. Jahrhundert

Nach der Säkularisation übernahm die Gemeinde Epfach freiwillig die Baulast der Lorenzkapelle, die freilich immer nur die notwendigsten Reparaturen ausführen lassen konnte.

  • 1820/21  Ausgaben für Reparaturen
  • 1833/34  mussten nach einem Sturm Fenster erneuert werden
  • 1869     Turmkuppel

Im Jahr 1900. so die örtliche Überlieferung, wurde die Kapelle dann „in einfacher Weise repariert, die zum Teil vermorschten Altäre wurden ausgebessert“.

 

lorenzkapelle wappen