Kirche/Orgel

Die Pfarrkirche „St. Bartholomäus“

Die kleine Pfarrkirche St. Bartholomäus in Epfach, die 1822 nach den Plänen und unter Bauleitung des Schongauer Maurermeisters Mathias Left errichtet und aus Staatsmitteln finanziert wurde, stellt mit ihren architektonisch schlichten und klar gegliederten Baumassen eine Besonderheit dar. Die akademisch beeinflusste, spätklassizistische Landkirche ist einer der wenigen, diese Kunstepoche repräsentierenden Sakralbauten in der Region und die einzige im Landkreis Landsberg. Vergleichbare, ebenfalls bald nach der Säkularisation und der politischen Neuordnung Bayerns entstandene Kirchen in Tannenberg und Schwabsoien (Lkr. Weilheim-Schongau) sowie in Trauchgau (Lkr. Ostallgäu) wurden ebenfalls von Mathias Left erbaut und liegen allesamt im Gebiet des alten Landgerichts Schongau, was die Aufgeschlossenheit der Behörde gegenüber der vom Staatsbau geforderten „Einfachheit des Styles“ und „Fortschreitung des Zeitgeistes“ dokumentiert.

Die Epfacher Fresken mit der damals ebenso beliebten wie typischen Abendmahlsszene im Chor und einer Szene aus dem Leben des Kirchenpatrons im Schiff stammen aus der Hand des viel beschäftigten Pfrontener Malers Alois Keller, dessen Ausbildung in barocker Tradition wie in den Neuerungen des Klassizismus wurzelt.

Vom mittelalterlichen Vorgängerbau, der wohl letztlich bis ins frühe Mittelalter, in die Zeit des hl. Bischofs Wikterp zurück reicht, zeugen noch der Turm im nördlichen Chorwinkel, das Netzrippengewölbe im Turmerdgeschoß, die untere Mauerzone des Polygonalchors sowie einzelne Skulpturen, die den Kirchenraum schmücken. St. Bartholomäus, eine ehemalige Regularpfarrei des Klosters Steingaden ist reich mit barocken Paramenten bestückt. Auch einzelne Stiftungen liturgischer Geräte belegen die historische Verbindung zu Steingaden. Bau und Ausstattung aus dem Jahre 1822 nicht ganz unverändert auf uns gekommen, ursprünglich zierte ein gemalter Baldachin die Mauern hinter dem alten Choraltar; der jetzige wurde erst im Jahr 1876 gefertigt, die Seitenaltargemälde stammen aus dem Jahr 1881. Die wuchtige Sakristei geht auf eine Erweiterung im Jahr 1929 zurück.

Die mittelalterliche Pfarrkirche

Epfach ist neben Augsburg, Trier und Kempten eine der ältesten römischen Ansiedlungen nördlich der Alpen. Aus dem augustäischen Militärposten auf dem Lorenzberg am Kreuzungspunkt der Via Claudia mit der frührömischen Ost-Westverbindung von Gauting nach Bregenz mit Übergang über den Lech entwickelte sich ein römischer Vicus, in dem auch frühe Zeugnisse christlichen Kultes gefunden wurden. Siedlung und Kult erloschen um das Jahr 400. Eine Siedlungskontinuität zum frühen Mittelalter bestand allerdings nicht. Im 6. Jahrhundert wurde der Lorenzberg alemannisch besiedelt, wobei sich nun der Bestattungsplatz mit Reihengräberfeldern auf dem Lorenzberg und die dazugehörige Siedlung an Stelle des heutigen Dorfes befanden.

Bischof Wikterp, der erste geschichtlich gesicherte Augsburger Bischof, der sich um die Verbreitung des christlichen Glaubens im Allgäu verdient gemacht hatte, hielt sich viele Jahre in Epfach auf, wo er über ansehnlichen Besitz verfügt haben musste. Er verstarb dort im Jahr 771/72 und wurde wohl in der damaligen Pfarrkirche bestattet. Spätere Quellen berichten, dass seine sterblichen Überreste erst um 1050 in die Lorenzkapelle überführt und danach in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts nach St. Afra in Augsburg transferiert wurden. Mit Wikterp eng verbunden ist der hl. Magnus aus Füssen, der vom Bischof in der Christianisierung am oberen Lech unterstützt wurde. Die andere, religions- und frömmigkeitsgeschichtlich bedeutende Gestalt aus Epfach ist die selige Herluka von Bernried, die im ausgehenden 11. und frühen 12. Jahrhundert einen Großteil ihres Lebens in Epfach verbrachte und sich für die Reform der Kirche einsetzte.

Die Ursprünge der heutigen Pfarrkirche sind unbekannt; Grabungen wurden bislang nicht durchgeführt. Zumindest für die Jahre um 1100 sind im Zusammenhang mit der Vita der seligen Herluka zwei Kirchengebäude in Epfach überliefert: die Lorenzkapelle, die wohl im 10. Jahrhundert errichtet wurde, und die Pfarrkirche, die der Jungfrau Maria geweiht war und das Grab des Bischof Wikterp unter dem Altar beherbergte. Es wird vermutet, dass die Pfarrkirche von Wikterp selbst zunächst als Eigenkirche errichtet worden war. Denn im 11. Jahrhundert besaß der Probst von St. Moritz in Augsburg die Pfarrei Epfach als Pfründe, d.h. Epfach zählte zum Kern der Erstausstattung von St. Moritz und kam wohl aus altem Bischofsgut durch den bischöflichen Dotator an das Kanonikerstift.

Die mittelalterliche Geschiche Epfachs ist auch in kirchengeschichtlicher Hinsicht nur schwer zu durchdringen. Wie so häufig, waren Grund- und Gerichtsherrschaften nicht identisch. Zu einem unbekannten Zeitpunkt kam die Pfarrkirche vermutlich als Lehen an weltliche Herren. 1286 verkauften die Brüder und Ministerialen Georg und Heinrich von Schwangau (Romani regnis ministeriales) Kirchenpatronat, Vogtei und Dorfgericht zu Epfach dem Kloster Steingaden. 1307 oder 1315 veräußerte Heinrich genannt Der Greuter aus wessobrunnischen Ministrialengeschlecht mit Genehmigung seines Herrn Swiker von Mindelbert Taferne, Gericht, Wälder und Neubrüche zu Epfach an das Kloster. Am Ende des 16. Jh. wurde Epfach als Niedergericht des Klosters Steingaden vorgetragen. Bis in die Neuzeit hinein verblieben ein Teil des Brückenzolls und andere Besitzungen in Epfach als Lehen des Hochstifts Augsburg, der anderer Teil des Zolls war in Besitz verschiedener Adeliger und Bürger und kam wohl vor 1600 ebenfalls an das Kloster Steingaden. 1599 lag die Hochgerichtsbarkeit beim Hochgericht Schongau, die Niedergerichts- und Grundherrschaft übte das Kloster Steingaden aus, dessen Prälat bayerischer Landsasse war. Am Ende des 18. Jahrunderts sind neben dem Kloster Steingaden vor allem das Rentamt Schongau, aber auch die Pfarrkirche zu Landsberg als ortsfremde Grundherrn überliefert.

Vom alten, hochmittelalterlichen Kirchengebäude ist noch der romanische, aus Tuffstein aufgemauerte Sattelturm erhalten. Von einer gotischen Umgestaltung zeugt der polygonal geschlossene Chor, der im 19. Jahrundert auf den alten Grundmauern aufgemauert wurde. Ein spätgotisches Netzrippengewölbe bedeckt das Erdgeschoß des Turmes. Überreste farbiger Dekorationen und einer Kehlung finden sich in einem der oberen Turmgeschosse. Erst im späten Mittelalter wurde die Epfacher Pfarrkirche unter das Bartholomäuspatrozinium gestellt, das erstmals 1520 archivalischen Niederschlag fand. Die spätgotischen Bildwerke der beiden Bischofsbüsten im Chor sowie die der Heiligenfiguren Otmar, Laurentius und Stephanus zeugen von dieser Kunstepoche, gehörten aber ursprünglich zur Ausstattung der Lorenzkapelle. Der Taufstein stammt sogar noch aus romanischer, also hochmittelalterlicher Zeit.

St. Bartholomäus in barocker Zeit

Wahrscheinlich ließ man im 18. Jahrhundert wie so häufig den im Kern gotischen Bau barockisieren und vielleicht noch erweitern, sicherlich aber bereits gegen Ende des 17. Jahrhunderts mit neuen Objekten ausstatten. Archivalisch überliefert sind die Fassung des Frauenaltars (1687) und der Kanzel (1700) durch einen Schongauer Maler namens Matthias Augustin, die Anschaffung eines neuen Kirchengestühls (1691) und von zwei neuen Statuen, einer hl. Anna und eines hl. Josephs mit Jesuskind (1692). Die beiden Gemälde im Chor mit der Darstellung des hl. Wikterp und der hl. Herluka sind stilistisch ebenfalls in das ausgehende 17. Jahrhundert bzw. in die Jahre um 1700 zu datieren.

Aus einer weiteren Modernisierungsphase, die sich auf die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts konzentrierte, stammen das derzeitige Laiengestühl, die Kanzel, Kreuzigungsgruppe, der gemalte Kreuzweg und die beiden Seitenaltäre, um nur einige Beispiele zu nennen. Aus den überwiegend volkstümlichen, barocken Arbeiten ragt die qualitätvolle, hochbarocke Skulptur des hl. Wikterps heraus, die heute auf einer Konsole im Kirchenschiff steht. Sie wurde von W. Neu dem Weilheimer Bildschnitzer Ambrosius Degler zugeschrieben, eine Zuweisung, die nach gegenwärtigem Kenntnisstand weder zweifelsfrei befürwortet noch abgelehnt werden kann. Denn Tätigkeit und Stilmerkmale von Ambrosius Degler sind noch weniger als diejenigen seines bekannteren Vaters David Degler erforscht. Eine enge stilistische Verwandtschaft besteht zu den Seitenaltarfiguren in der Filialkirche St. Wolfgang zu Thaining, die Neu ebenfalls Ambrosius Degler nach stilkritischen Kriterien zuwies. Einzig die für A. Degler 1676 archivalisch gesicherten Skulpturen des Hochaltars in der Kirche St. Ulrich in Holzhausen (Ammersee) sind ausführlicher publiziert. Dieser hl. Wikterp gehört allerdings ebenso wenig wie die Skulpturen der hll. Stephanus, Laurentius, Otmar, Leonhard, Rasso und Narzissus zur originären Ausstattung von St. Bartholomäus. All diese Figuren befanden sich ursprünglich als Altarschmuck in der Lorenzkapelle und wurden erst 1982 aus Sicherheitsgründen aus der abgelegenen Kapelle in die Pfarrkirche gebracht.

Namentlich gesichert ist hingegen der Schongauer Maler Franz Anton Wassermann. Johann Bernhard Scheck, der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts tätige Straubinger Maler und Fassmaler, von dem das Retabelgemälde des Hochaltars stammt, hat beinahe ausschließlich in seiner Heimatstadt Werke hinterlassen, wo er auch Mitglied des städtischen Rats war. Wie er zu einem Auftrag für Epfach kam, ist unbekannt. Tabernakel, Mensa und seitliche Durchgänge des Choraltars könnten der klassizistischen Formensprache nach ebenfalls gegen 1790 entstanden sein. Dies kann bedeuten, dass für die Pfarrkirche gegen 1790 ein neuer Hochaltar angeschafft wurde. Man könnte sich aber auch vorstellen, dass der Bartholomäusaltar im 19. Jahrhundert aus einer Säkularisationsmasse nach Epfach kam und 1876/77 in Teilen neu gestalten wurde. Belege fehlen für die eine wie die andere Vermutung.

Was die liturgischen Gerätschaften und den für eine kleine Pfarrkirche eher ungewöhnlichen Bestand erhaltener Messgewänder aus dem späten 17. und 18. Jahrhundert betrifft, so darf man wohl annehmen, dass es sich hierbei, wie in dem Fall eines Ziboriums von 1665 belegt, des öfteren um Stiftungen der Steingadener Äbte gehandelt haben dürfte, die im 18. Jahrhundert – wie vermutet wird – ihren Sommersitz im Epfacher Pfarrhof nahmen. Bis zur Säkularisation, d.h. genauer bis 1806, blieb St. Bartholomäus in Epfach eine Regularpfarrei des Klosters Steingaden.