Ein herzliches „Grüß Gott“
in der Pfarrgemeinde „St. Matthäus“, Kinsau
„St. Matthäus“, Kinsau, ist die südlichste der sechs Pfarreien, welche seit 2007 die Pfarreiengemeinschaft Lechrain bilden. Die Kirche, der mächtige Pfarrhof und der „Schlosswirt“ prägen das imposante Panorama auf den Uferlinien des frühzeitlichen Lechverlaufs, wenn man sich Kinsau von der „oberbayerischen zur schwäbischen Seite“ des Lechs (so sagte man früher) über die Lechbrücke nähert.
Ehe man den Landkreis Landsberg am Lech und damit die PG Lechrain im Süden verlässt, lohnt es sich, nochmals einen Blick auf die auf der Reichlinger Anhöhe thronende Kirche St. Nikolaus und auf Hl. Geist am jenseitigen Lechufer in Apfeldorf zu werfen.
Man spürt landschaftlich und kirchlich, dass man sich am Rande des Pfaffenwinkels befindet, und wenn dann noch ein bayerischer weiß-blauer Himmel dieses Fleckchen Erde überwölbt …!
Augen und Seele, was wollt ihr mehr ?!
Aus der Geschichte der Pfarrei „St. Matthäus“, Kinsau
Eine genaue Datierung, wie lange Kinsau bereits eine selbständige Pfarrei ist, lässt sich nur schwer ermitteln. Ursprünglich gehörte das Besetzungsrecht für die Pfarrei den Grafen von Seefeld und ging von diesen mit dem Kauf des halben Dorfes an die Herzöge von Bayern über. Wegen des nur spärlichen Einkommens fanden sich jedoch oft keine Bewerber. So weiß man, dass die Pfarrei 1368 leer stand.
Um 1425 wurde der Pfarrer von Apfeldorf als Vikar aufgestellt. „Da nun der Herzog angesechen, daß solcher Pfarrer den Leuten zu fern sei, hat er die Pfarrkirche zu Kunsau dem Pfarrer Hans Schmid von Epfach verliehen.“ In der heutigen Pfarreiengemeinschaft sind derlei Entfernungen ein Katzensprung, verbinden doch zwei Lechbrücken die Pfarreien ohne große Umwege. Damals jedoch war der wilde Lech ein ernsthaftes Hindernis zwischen den Dörfern.
Mit dem Kauf des halben Dorfes Kinsau durch das Spital Schongau (1445) kam zwangsläufig Streit um die Zugehörigkeit in den Ort. Die Kinsauer brachten ihre Bedenken über den herzoglichen Pfleger von Rauhenlechsberg an den Herzog heran: Er möge den Schongauern die Lehenschaft der Kirche Kinsau nicht geben, „da seien die armen Leut weder Leib noch Seel versechen, als man nemblich wol versteht, daß die Schongauer nur gesucht ihr aigen Nutz„. Das jahrelange Hin und Her fand 1460 durch ein Machtwort des päpstlichen Gesandten ein Ende. Kinsau blieb als Pfarrei im Besitz der Schongauer, nicht zuletzt ging es auch damals bereits ums Geld: der Zehent musste abgetreten werden.
Über all die nächsten Jahre ließen die Kinsauer nichts unversucht, die ungeliebte Verbindung zu Schongau loszuwerden; schließlich beklagten sie sich, dass in den letzten Jahren mehrere Personen ohne Sakramente gestorben seien, da der Schongauer Benefiziat Locher bei der Nacht durch die verschlossenen Stadttore gar nicht herausgelassen werde.
1489 änderte sich der Zustand. Das Schongauer Spital besaß noch die Pfarrei Eldratshofen (im heutigen Kaltental in der Nähe von Blonhofen, also drei Stunden Fußmarsch entfernt!). Durch bischöfliche Urkunde wurden die beiden Pfarreien Eldratshofen und Kinsau unter dem Namen Königsau vereinigt. Bis auf gelegentlich aufkommende Meinungsverschiedenheiten über den zu entrichtenden Zehent verzeichnen die Akten keine nennenswerten Vorkommnisse. Einträge findet man erst wieder aus dem Jahr 1814, als Eldratshofen von Kinsau getrennt und mit Aufkirch (Kaltental) vereinigt wurde. Eine 1815 von der Regierung – aus Kostengründen – verordnete Zusammenlegung mit Epfach blieb nur auf dem Papier, Kinsau somit weiterhin eigenständige Pfarrei bis ins jetzige 21. Jahrhundert, also auch in der noch jungen Pfarreiengemeinschaft Lechrain.
Quellenangabe:
gekürzt wiedergegeben und ergänzt nach „Geschichte von Kinsau“, Karl Schilcher, 1906, ergänzte Neuauflage von 1954, Landsberger Verlagsanstalt M. Neumeyer
Ein anlässlich der 300-Jahr-Feier im September 2014 erstellter ausführlicher Kirchenführer kann über nachfolgenden Link eingesehen werden. Die für diese Seite notwendige Komprimierung mindert allerdings die Qualität der in der Kirche erhältlichen Originalausgabe erheblich. Kirchenführer Kinsau Pfarrkirche